Wer kennt das nicht? Eine Horde von hyperaktive Kinder mit hohen Erwartungen, viel zu viel Übermut und sträflichen Mengen von Zucker im Blut sind beim Junior abgestiegen, um mit ihm seinen Geburtstag gebührend zu feiern… *schauder*.
Ich kenne nicht wenige Eltern, die sich deswegen lieber für eingekaufte Erlebnisfeste breitschlagen lassen: 100€ bei Halligalli? Das ist doch ein Schnäppchen, denn die Kids können sich austoben, mein ZuHause bleibt in Takt und ich muss mir noch nicht mal Schlecht-Wetter-Sorgen machen.
Ich sage aber: Halligalli und Co. machen Kinderfeste zu klebrige Angelegenheiten, denn…
haben wir unseren Kinder einen Gefallen getan, in dem wir das Geburtstagsfest outsourcen? Was lernen sie über Geld, Manieren, Erwartungen bei solchen High-Life-Veranstaltungen für 8 Jährige? Vor allem: kann ich als Mutter, können (und wollen) wir als Eltern diese mit der Zeit wachsenden Erwartungen immer stand halten?
Frau BirthdayCoach aus Birthdayhausen kennt da eine andere Lösung, eine, die mir ausgesprochen gut gefällt, denn es zeigt auf
- eine enorme Wertschätzung des Geburtstagskindes und seiner Gäste
- wie man mit simplen Zutaten eine wunderbare Atmosphäre, sowie liebevolle Erinnerungen für die kommenden Jahren schafft
- wie man Erwartungen setzt, worauf man gerne baut, um Charakter und wunderbare, eigenständige Personen heranwachsen zu lassen
Liebes MomBlog Team,
ich dachte, es würde euch freuen zu lesen, wie mein Mann und ich den 10. Geburtstag unserer Tochter verbringen. Sie hatte ihre aller liebste Freundin eingeladen und wir zauberten eine magische, private DinnerParty für Zwei in der „Casa Rustikana“ (bei uns zu Hause).
Am Mittag besprachen wir allerlei Details mit unserer Prinzessin (und ihrer Freundin): Sie erhielten einen Rahmen, worin der Ablauf des Abends festgelegt war, wir besprachen die Sitzordnung und halfen ihnen dabei, ihr Menü selber auszutüffteln anhand dessen, was sich bereits in der Küche oder Vorratskeller befand (natürlich befand sich eine kleine Handvoll unüblicher Zutaten auf magischerweise in unseren Schränken…). Wir haben die Grundregeln gesteckt, welche der Bedienung und Bewirtung einen gewissen Rahmen gegeben haben und die sich im Groben daran hielten, was man so üblicherweise im Restaurant vom Kellner erwarten könne. Dazu gehörte auch eine kleine Aufklärungsrunde über das, was gute (Tisch)manieren ausmachen: dein Gegenüber zu respektieren und herablassende Bemerkungen und Grobheiten haben hier nichts zu suchen.
Die Mädels haben sich aus der Verkleidekiste (bei uns den ganzen Jahr im Gebrauch, nicht nur zum Fasching oder Halloween) ganz schick gemacht, samt Halsketten, Ohrringe (meine Mama hatte uns mal eine Kiste voll geschickt, die keine Ohrlöcher brauchen — klip-ons… genial!), Armreife und Haarschleifchen. Als Maitre d‘ hatte sich meinen Mann einen Frack angezogen inklusive eine unverschämt schrille Kravatte um den Hals gebunden, und ich als Kellnerin war im Abendkleid und trug sämtlichen Schmuck, den ich nur auftreiben konnte (das Zeug ist vielleicht schwer, sag ich nur!).
Wir deckten den Tisch im Schlafzimmer von Prinzessin mit:
- einen „leinen“ Tischdecke (weisse Bettlacken) mit Stoffservietten
- Kerzenständer, Kerzen und Windlichter
- Blumen
- bunte Papierschlangen entlang des Tisches
- einen Eiskübel auf einen Podest neben dem Tisch
- Wasser in Kristallgläser
- einen Serviertisch (ebenfalls mit kleinen Tischdecke)
- eine Glocke (mit Abstand das Highlight des Abends!)
- Musik von Vivaldi
Natürlich halfen die Prinzessin und ihre Freundin gerne mit bei den Vorbereitungen, aber den Tisch hatten wir fertiggestellt, während die Zwei sich im Bad ganz hübsch machten… danach durften sie im Wohnzimmer warten, während mein Mann und ich uns fertig machten.
Endlich ging es richtig los, uns zwar so:
Der Ankunft: Es klopfte am Kinderzimmertür und der Maitre d‘ eröffnete mit einer überschwengliche Einladung und Begrüßung den jungen Damen — welch Ehre unserem Haus zuteil wird mit der Anwesenheit diese besondere Damen! Dazu versprach er einen zauberhaften Abend im „Casa Rustikana“. Er stellte vor: seine Frau, die Köchin und die Kellnerin. Die Damen wurden zu ihren Tisch gebracht, wo er das bereits gedruckte und in Ledermäppchen eingepackte Menü ihnen präsentierte (denn die Mädels hatten die Menüs am Nachmittag hübsch verziert und angefertigt, nachdem wir uns einig waren, über das, was geboten werden konnte).
Mit einen Tuch über seinem Arm drapiert erschien der Maitre d‘ nochmals und schenkte Wasser ein, bot frische, heisse Brötchen mit Butter an und half den jungen Damen dabei, mit der Zange sich einen Brötchen ohne Vorfall auf ihren Tellen zu tun… (damit die Damen es auch erkannten, welchen Messer zu gebrauchen, wurde der Brotmesser bereits oben quer über den Brotteller gelegt). Danach verzog sich der Maitre d‘ unauffällig in den Hintergrund.
Als die Damen bereit waren für den nächsten Gang, mussten sie nur mit der Glocke bimmeln und erzeugten damit eine Wirbelung von Aktion samt Anekdote über die Qualität und Frische oder die Herstellung des nächsten Ganges — die Gefälligkeit wurde erwidert in Lob und Anerkennung der bereits gegessene ersten Gang.
Jeden Gang wurde auf frischen Tellern serviert, das Hauptgericht wurde am Tisch mit Servierschüsseln und Tellern hergerichtet. Silberservierplatten und -Schalen bezaubern die Atmosphere bei Kerzenlicht und können ganz einfach mit Alufolie und einigen PappServiertellern gebastelt werden.
Zum Nachtisch hatten die Damen die Wahl zwischen einer große, nicht angeschnittene Schokotorte oder einem leckere Sortiment an Plätzchen mit Kräutertee (selbstverständlich mit Zuckerwurfel und kleine Teelöffel), während der Maitre d‘ und die Kellnerin die jungen Damen mit erheiternden Geschichten und Anekdoten aus der langjährigen Betrieb des Casa Rustikana’s. Die Damen nahmen anschliessend am Rundgang des Casa’s teil und dann mit dem Chauffeur nach Hause gefahren (einfach einmal ums Karree gefahren um wieder bei uns anzukommen). Wir haben diese zauberhafte Stimmung natürlich nicht gebrochen, in dem wir solche Erwartungen stellten, wie „Tischabräumen“ oder gar „Spülen“, aber wir haben doch verlangt, dass es zeitig ins Bett geht. Am nächsten Morgen erwachten die Damen, um einen frisch gedeckten Tisch zu sehen, frische Blumen und eine für zwei Prinzessinnen gebührendes Frühstück vorzufinden.
Es war auf vielfache Art und Weise ein wunderbarer Geburtstag. Die beste Tochter der Welt hat sich sehr gefreut, nicht nur, weil wir eigentlich gar nicht dafür sind, Übernachtungsgäste zu empfangen (ein Fakt, welches diese eine Ausnahme umso kostbarer machte). Sondern im Gegensatz zu der Halligalli-Erlebnis-Highlight-Geburtstag, sie hatte wirklich diese Zeit voll und ganz mit ihre beste Freundin… denn bei den Erlebnisgeburtstagen verflieht sich der Truppe ganz schnell,um sich eventuell wieder beim Essen zusammenzufinden, aber eigentlich suchen sich meisten die Kids zu zweit, zu dritt oder gar alleine ihre Bespassung. Aber wir als Eltern haben auch gesehen, wie wertvoll solche günstigen Geburtstagslösungen sein können, denn nicht nur wurden unsere Familienfinanzen deutlich geringer belastet, wir haben unsere Tochter einfache und bedeutungsvolle Verhaltensregeln in eine einfache, für sie verständliche Form vermittelt. Das höchst Aha für mich war: so einfach kann es sein, eine junge Dame auf ihren Weg in die erwachsene Welt zu begleiten und wertvolle Tipps und Anregungen zu geben.
Wir wollten das MomBlog Team mit diesem kleinen Brief teilhaben lassen an unserer Umsetzung von den vielen tollen Anregungen, die wir von euren Schreiben bekommen haben. Habt ganz vielen Dank,
Eure,
Frau birthdayCoach
*Natürlich ist diesen Brief reine Fiktion, das macht die Botschaft aber nicht weniger wichtig.
Wie gehst Du mit Kinderfesten und den klebrigen Angelegenheiten um? Steckst Du voll drin? Oder welche kreative Lösungen hast Du bereits umgesetzt oder würdest Du gerne bei nächster Gelegenheit ausprobieren?