Mit Kindern über Geld sprechen

Weihnachtszeit = Geschenkezeit, bedeutet Geld ausgeben, Geschenke besorgen, Wunschzettel erstellen.

Bedeutet aber leider auch, dass man den Kindern erklären muss, dass ein Wunschzettel kein Bestellzettel ist und das nicht alle Wünsche automatisch erfüllt werden können.

Könnte man die Schenkerei unter Ausschluß der Öffentlichkeit abwickeln, wäre es glaube ich ein leichtes, wenig oder nur Kleinigkeiten zu schenken. Man müßte keine Erklärungen über Finanzengpässe, über wenig Geld oder über die Notwendigkeit von Sparen abgeben.
Aber so ist es leider nicht.
Kinder vergleichen in der Schule, wer welche Geschenke bekommen hat und kommen dann mit den Fragen eventuell nach Hause.

Ich glaube es macht keinen Sinn, das ganze Jahr über heile Welt vorzuspielen, um dann an Weihnachten den Finanzknoten platzen zu lassen.
Besser ist es, mit den Kinder offen über Geld zu sprechen.

Es gibt ein paar Formulierungen, die man verwenden kann, um ohne viel Aufhebens über Geld oder kein Geld zu sprechen:

1. Statt ein Geschenk mit „zu teuer“ abzulehnen, was ein kleines Kind gar nicht verstehen kann, hilft es zu sagen: „Guck mal, mein Portemonnaie ist leer!“ „LEER“ ist ein Begriff, den schon kleine Kinder verstehen und akzeptieren, denn auch das Apfelsaftglas ist LEER, die Gummibärchen sind LEER und auch die geliebte Plätzchendose ist irgendwann LEER.

2. Statt einen Wunsch nach EIS abzulehnen, hilft es Alternativen anzubieten. „Entweder kaufen wir Eis, dafür müßt Ihr dann aber zu Fuß in die Stadt laufen. Oder wir fahren mit der Bahn, dann gibt es aber kein Eis mehr!“ Das AlternativenSpiel läßt sich auch prima beim Einkaufen umsetzen, wenn es um Gummibärchen und Milchschnitte geht. Die Kinder erfassen sehr schnell, dass es kein absolutes NEIN gibt, sondern sie selber auswählen können. Statt eines Verlustes spüren sie statt dessen einen Erfolg. Das macht das Sparen für beide Seiten leichter.

3. Statt den Wunsch nach einer Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt abzulehnen, hilft es, das Kind rechnen zu lassen: „Wenn ich jetzt Dir eine Wurst kaufe, dann muss ich auch den anderen eine Wurst kaufen. Das ist dann viel Geld!“ Der Betrag, der sich aus dem Wurstkauf für 6 Personen ergibt, ist für Kinder so hoch, dass sie von alleine einsehen, dass soviel Geld wohl niemand haben kann….

4. Statt den Kauf eines MickeyMouse Heftes abzulehnen, hilft es , einen Vergleich anzubieten: „Das Heft kostet soviel wie 10 Brötchen oder 3 Kugeln Eis!“ Das Kind hat dann die Chance, den Preis des Heftes einzuordnen und abzuwägen, ob der Kauf wirklich so wichtig ist. Natürlich überwiegt meist der unbändige Wunsch nach einem Heft, aber mir erleichtert es die Ablehnung, weil ich aufzählen kann, was wir statt dessen alles kaufen können.

5. Statt nur über Geld zu reden, was auch schnell zu einer Manie werden kann, haben wir sehr gute Erfahrungen mit einem Sparbuch gemacht. Sparbuch anlegen und mit dem Kind einzahlen gehen, immer einmal im Monat, damit das Kind sieht, dass die Zahl im Buch größer wird. Bald schon wird selber beim Einkaufen abgewogen, ob die 2 Euro lieber für StarWarskarten drauf gehen oder ob man nicht lieber die Sparbuchsumme erhöht.

6. Statt über Geld nur zu reden, sollte man das Geldausgeben auch üben lassen. Ein üppiges Taschengeld überfordert die Kinder. Lieber kleine Summen viermal im Monat, so unsere Erfahrung.

Wie geht Ihr mit dem Thema Geld um? Sprecht Ihr mit Euren Kindern über Geld? Ab wann können Kinder das überhaupt richtig verstehen?
Ein spannendes Thema, wie ich finde ….

6 Gedanken zu „Mit Kindern über Geld sprechen

  1. Hallo!
    Ich bin eben durch Zufall auf diesen Beitrag gestossen, und obwohl er schon 2 Jahre alt ist, möchte ih dennoch was dazu schreiben.
    Meine Eltern haben mich und meine Geschwister mit erstaunlich wenig Geld unglaublich viel an Lebensqualität gegeben. Wirklich gewusst wie wenig wir hatte erfuhr ich erst als ich auszog, mein erstes Kind bekam und meine Mutter mir erzählte, welche finanzielle Sorgen sie hatte… SO wie Lil’s Tochter habe auch ich damals zu meiner Mutter gesagt, dass ich eine so tolle und unbeschwerte Kindheit hatte,ich hoffe ich kann das gleiche auch an meine Kinder weitergeben. Meine Mutter war sooo stolz!

    Es geht nicht darum wieviel Geld man letztenendes hat, sondern wie man damit umgeht.Die Qualität unserer Erziehung zeigt sich darin,wie wir unseren Kindern sagen, warum nicht jeder Wunsch erfüllt werden kann und nicht darin dass wir bedingungslos ihnen jeden Wunsch erfüllen.
    Liebe Grüsse Andreia

    1. @Andreia: herzliche willkommen!! Dieses Thema ist, glaube ich, nie zu alt, um beantwortet zu werden. Es ist schön von Deiner Erfahrung zu lesen und gibt Mut, weiter zu machen.

  2. Jepp :-)))))

    Und: Gut, wenn Momblog sich seiner Ziele, seines Mottos, bewusst ist und hoffentlich viele Eltern damit erreicht und Orientierung gibt.

    Ich lese Momblog jedenfalls supergerne !

  3. Ich habe damals (vor 10/12 Jahren) nicht viel mit den Kindern darüber reden müssen, dass wir -für heutige Verhältnisse- bettelarm waren.

    Als Alleinerziehende mit vier Kindern kamen Schützenfest und Co. schon organisatorisch nicht in Frage. Dafür aber herrliche wilde Abenteuer, schöne üppig selbstgestaltete Feste und Koch- und Backorgien, die kaum Geld kosteten und die herrlichesten Genüsse hervorbrachten. Eis wurde selbstverständlich selbst gemacht und Essen gehen war natürlich auch nie.

    Comics gab´s in der Bücherei oder auf dem Flohmarkt. Aber es hat ihnen eh mehr gefallen, die guten alten Kinderbücher vorgelesen zu bekommen und dann nachzuspielen.

    Klamotten gab´s beim Kleidermarkt. Klar.

    Wir sind nie komisch angesehen worden. Im Gegenteil: So viel wie bei uns los war hätte man mit Geld nicht kaufen können.

    So besehen habe ich sie konsumkritisch erzogen.

    Heute, im Teenageralter, sind sie sehr bewusste Sparer und Investierer und meine Tochter (18) sagte neulich zu mir: „Wenn ich einmal Kinder habe, hoffe ich ihnen eine so schöne Kindheit bieten zu können, wie ich hatte“.

    1. @Lil: Schöner und mitreißender und positiver kann man das Motto von momblog nicht beschreiben! So ein Feedback von der eigenen Tochter,das muss doch runter gehen wie Butter, oder?

  4. Auch wenn wir nicht extremst sparen müssen, reden wir über Geld. Erstaunlicherweise sparen unsere Kinder ihr Geld sehr. Im Gegensatz zu Euch habe ich bei meinen Kindern den Eindruck, daß sie bei einem Betrag im Monat mehr sparen, als wenn sie jede Woche Geld bekommen (die nächste Woche ist ja immer so schnell wieder da).
    Auch bei Markenkleidung kaufen wir viel gebraucht und da rechnen wir oft neu gegen gebraucht – und das überzeugt immer.

    Mella

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