Hausfrau: Beruf als Doppelrolle

Häufig hat man den Eindruck, dass es gesellschaftlich hoch angesehen wird, wenn eine Frau arbeiten geht und ihr Kind fremd betreuen läßt. Gleichzeitig jedoch fällt die Gesellschaft in das herkömmliche Rollenbild zurück, wenn es darum geht, hausfrauliche Qualitäten zu beurteilen.

–z.B. Frau geht arbeiten, wird aber komisch angeguckt, wenn das Kind eine gekaufte Schultüte trägt, denn eine richtige Frau bastelt natürlich die Schultüte nachts selber.

–z.B. Frau geht arbeiten, wird aber komisch angeguckt, wenn sie keine Stoffreste zu Hause hat für die Schule, denn eine richtige Frau verbringt ihre Abende an der Nähmaschine.

–z.B. Frau geht arbeiten, wird aber komisch angeguckt, wenn abends den Gästen TK-Pizza serviert wird, denn eine richtige Frau hat natürlich das Essen frisch zu bereitet und einen Nachtisch gezaubert.

–z.B. Frau geht arbeiten, wird aber komisch angeguckt, wenn das Kind über Tage hineg einen schmutzigen Anorak trägt, denn eine richtige Frau wäscht selbstverständlich jeden Abend alle Jacken und fönt sie bis in die frühen Morgenstunden trocken.

–z.B. Frau geht arbeiten, wird aber komisch angeguckt, wenn sie nicht zum Flötenkonzert kommt, denn eine richtige Frau sorgt sich tagaus-tagein nur um ihr Kind und kann ihre Arbeit locker und kurzfristig rund um die Kinderaktivitäten ranken.

–z.B. Frau geht arbeiten, wird aber komisch angeguckt, wenn das Kind am Geburtstag nur gekaufte Süßigkeiten mit in den Kindergarten bringt, denn eine richtige Frau backt natürlich den Geburtstagskuchen selber und verziert ihn lustvoll.

Eine Frau und Mutter soll auf der einen Seite alten Rollenbildern gehorchen und dennoch täglich im Arbeitsleben erfolgreich sein.

An diesem Zwiespalt kann man doch nur zerbrechen, oder?

6 Gedanken zu „Hausfrau: Beruf als Doppelrolle

  1. 😉 Genau. Ich bin da auch ziemlich gelassen, schließlich mach ICH ja immer alles richtig, nur die anderen eben nicht. *muhahaha*

    1. @KatjaW: *grins* Sehr beruhigend. Offensichtlich kann man sich drehen und wenden wie man will, man wird immer schräg angeguckt. Also macht es am besten jeder nach seiner Facon und versucht, in sich ruhend zu sein. Dann können die anderen gucken wie sie wollen.

  2. Und warum muss man als Frau im Anschreiben einer Bewerbung darauf eingehen wie und wo die die Kinder (auch im Krankheitsfall) betreut sind? Welcher Mann gibt sowas denn bitte an?! Sowieso wird man öfter gefragt, wie denn die Kinderbetreuung geregelt ist, wenn man arbeite. Männer müssen sowas eher selten beantworten. Umgekehrte Rollenverteilung sorgt nämlich auch immer(noch?) für Verwirrung. Die Kinderärztin fragt ganz selbstverständlich mich nach dem Stuhlgang des Nachwuchses, dabei hab ich damit unter der Woche nichts zu tun. Und manchmal kommt bei mir dann auch das Gefühl auf, keine „richtige“ Mama zu sein, weil ich eben nicht viel koche, bastle, nähe und pflanze. Andererseits kann ich die Stunden zwischen Arbeit und Schlafengehen mit dem Kleinen sehr intensiv verbringen. Wenn man den ganzen Tag mit den Kindern zugange ist, dann hat man am späten Nachmittag vielleicht nicht mehr soviel Lust auf dem Boden Bauklotzttürme zu bauen oder zum 30ten Mal „Hoppe Hoppe Reiter“ zu spielen. Wenn ich aber gerade 9 Stunden außer Haus war, dann freue ich da richtig drauf. Und der Kleine genießt dann die ungeteilte Aufmerksamkeit.

  3. Oh, Danke! Sie haben den Zwiespalt, der mich begleitet, seit ich Kinder habe und zu arbeiten versuche, so treffend beschrieben, dass dem nichts hinzuzufügen ist. Ach doch, die Martinslaternen: eine gute Mutter bastelt die IMMER selbst – egal, ob sie über der Klebepistole einschläft und mit ihr verschweißt oder nicht 😉 …

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