Kinderflohmarkt für Kleidung: ein Ratgeber

Es ist wieder die Jahreszeit, wo viele Eltern zu asozialen Schnäppchenjäger mutieren:  Kinderklamotten Basare (dieser Link leitet zu Siekers und einer köstlichen Beschreibung, was da wirklich abgeht, oi, oi, oi…).  
Ich war so froh, diese Phase meines Lebens weitestgehend abgeschlossen zu haben:  die Großen sind zu gross, um auf solchen Flohmärkten etwas brauchbares zu finden… und die Kleinen werden haus-intern weitestgehend abgedeckt.

Das war alles fein und gut, bis mein Mann mir neulich aus der Zeitung die nächsten Basartermine vorlas… und ich ihn verdutzt anschaute:  Wieso um Himmelswillen sagt er mir das?  Bis es mir dämmerte!  Stimmt, da war was, wir hatten im Winter allen Kleinkindkram weggegeben, sogar das Gitterbettchen zur Brennholz gemacht… um dann in Februar zu entdecken, ich sei vielleicht ein Bisschen Schwanger… Mist, jetzt muss ich mich wieder ins Getümmele stürzen und mich behaupten…

Nun ja, bin ich nicht bald sechsfache Mutter mit Erfahrung?  Und so präsentiere ich euch heute meine Ultimative Schnäppchenjagd Hitliste, zu erst „Wie bekomme ich, was ich brauche“
und dann „Wie verkaufe ich, damit ich etwas loswerde“.

Wie bekomme ich, was ich brauche?  Eine Kinderkleiderbasaranleitung

1.  Recherche. Damals, als ich vor etwa 15 Jahren anfing, die Kinderkleiderbasare abzuklappern, damals hatten wir im Teletext (im Fernseher…) nachzuschauen.  Da waren alle Märkte brav aufgelistet… irgendwann sind wir dann zur Lokalzeitung übergegangen (wir hatten für etwa 8 Jahren Zugang zu Lokalzeitung, sind aber mittlerweile lediglich Samstagszeitungsleser…).
Heute gibt Google gerne Auskunft.  Egal wo Du deine Information beziehst, günstig ist es, wenn Du am Anfang der Saison einen schnellen Überblick bekommen kannst, damit Du auch deinen Schlachtplan zusammenlegen kannst.
2.  Größe und Auswahl einschätzen und nach Bedarf einstufen. Hier ist es wichtig, eigene bzw. fremde Kenntnisse in deine Auswahlkriterien einzubauen, damit Du deine Prioritäten in deinen Schlachtplan einbauen kannst.
Wichtig ist zu wissen:  Was Du brauchst und wo Du am Besten die Chance hast, das zu finden, was Du brauchst.
Hierbei gibt es Unterschiede wie Veranstalter (Kindergärten decken in der Regel kleinere Kinder besser ab, Kirchen oder Vereine können andere „Gewichtungen“ vorweisen) und Aufbauart (sortierte Basaare gegenüber EinzelVerkauf in einer große Halle).

  • Vorteile sortierter Basare: Man kann gezielt den gewünschten Räume/Ecken einen Besuch abstatten, um schnell seine Liste abzuarbeiten.  Feilschen ist in der Regel nicht möglich, da alle Waren bereits mit Preisen versehen sind.  Aber man findet zumindest alle in Betracht fallende Angebote hübsch gebündelt und organisiert, so ist die Orientierung leicht und die Zeit, die Du am sortierten Flohmarkt verbringst normalerweise kurz.
  • Vorteile unsortierter Basare: In diesem Wust an Angebot scheint es einem zunächst unmöglich, sich orientieren zu können, aber sobald der anfängliche Schock überwunden ist, kann man locker die Verkaufstische links liegen lassen, die offensichtlich nicht das verkaufen, was man selber sucht:  meist werden da so mini-Ordungen erkennbar — diese Frau hat offensichtlich Söhne, ich such aber was für meine Tochter — schnell weiter huschen — diese Frau hat zwar Mädchenklammotten, aber offensichtlich nur ein Krabbelkind, meine Tochter ist aber bereits im Kindergartenalter — schnell weiter huschen… bis man endlich den Tisch gefunden hat, wo alles stimmt:  Alter, Angebot.  Meist hat man dann bei diesen Tischen eine hervorragende Mikrowelt, wo mit ein bisschen Glück, fast alles auf einem Schlag gekauft werden kann.

3.  Fange früh an. Plane 10 Minuten vor Öffnung da zu sein (wenn Du schwanger bist, ist ein frühere Einlass auch manchmal möglich… und dieses Angebot ist nicht zu unterschätzen!).  Sortierte Basare sind grundsätzlich gut vorbereitet vor der Eröffnung, alles liegt am richtigen Platz und es kann losgehen.  Unsortierte Flohmärkte können auch anders sein, da jeder für sein eigenes Angebot verantwortlich ist — hier hilft auch die Kenntnisse über die Basaren, denn ist das so einer, wo die Verkäufer doch in der Regel alle pünktlich bereit sind oder eher nach und nach eintrudeln?

4.  Sei vorbereitet. Sorge dafür, dass Du genügend Platz hast, für das, was Du vorhast zu kaufen.  (Kinderfahrrad fällig?  Sorge dafür, dass dein Kofferraum frei ist!)  Meine To-Do Liste?  Hier ist sie:

  • Auto freiräumen
  • Karte zurecht legen (wenn ich nicht genau weiss, wo es eigentlich stattfindet, dann will ich eine Ahnung haben, wo ich hin muss, wo ich parken kann usw.)
  • Knete… kleine Scheine und Münzen beim unsortierten Basare auf jeden Fall!  Ist auch keine schlechte Idee, kleinere Scheine dabei zu haben beim sortierten Basar, aber hier hast Du mit ein Kassensystem zu tun gegenüber EinzelVerkauf des unsortierten Basars.
  • Bei mehreren Basaren am Tag:  Proviant.  Eine Trinkflasche mit Wasser und Studentenfutter oder Frischkost (Möhren oder Äpfel)
  • Begleitung — vor Kinder:  nimm doch deinen Partner mit!  Oder wenn er babysittet — nimm doch die Freundin mit!
  • Kleines Massband

5.  Feilschen. Beim sortierten Basar ist dies leider nicht möglich, und beim unsortierten würde ich nicht zwingend bei der Eröffnung feilschen, aber wenn ich etwas später da bin und offensichtlich keiner die Ware bis dahin gekauft hat, dann kenne ich kein Pardon:  ich feilsche!  Dabei muss man nicht dreist oder unverschämt kommen… aber sich dafür scheuen auch nicht.

6.  Kein Kaufzwang. Ja, das scheint mir wichtig zu sagen.  Es ist nicht nötig, was zu kaufen.  Egal wie süß, niedlich, cool etwas erscheint, oder noch *schwieriger*– beim persönlichen Gegenüber der unsortierten Basare:  das Fragen nach Preis verpflichtet nicht zum Kauf!

7.  Habe einen Ziel. Pläne, Ziele, eine Ahnung von das, was Du brauchst: dies ist unerlässlich.  Auch ruhig weiterdenken, denn manchmal ergibt sich doch ein Spontankauf, welcher aber absolut passt und stimmig ist, wie etwa eine Kommode, vorausschauend, dass Junior doch wachsen wird oder evt. Geburtstagsgeschenke oder Mitbringsel.  Will heissen, nicht nur nach dem akuten Bedarf, sondern auch etwas vorausschauend sollen deine Ziele erfasst werden.

Es ist kein Geheimnis, man kann doch gut sparen,

wenn man Kinderkleiderbasare richtig nutzt.

Sei bereit, auf viele Flohmärkte zu gehen, und einen Haufen, für deine Zwecken unbrauchbares Zeug zu sehen.  Du musst bereit sein, eventuell den ganzen Vormittag auf Basaren zu sein, um gar nichts zu finden, damit Du doch irgendwann die Fundstücke bekommst, die diesen Weg lohnenswert machen.
Geübte Schnäppchenjäger wissen, wie daraus eine Kunst zu machen ist und wir schätzen selten die Stimmen, die nur darüber klagen, dass sie nie was finden, um festzustellen, sie sind nur zweimal überhaupt auf Kinderbasaren gewesen…

Wie verkaufe ich, damit ich was loswerde.

Für Anbieter (Vereine, Kindergärten, Kirchen oder Interessensgruppen):

1.  Werbung. Macht Euch bewusst, wo Euren Kunden lesen, sich informieren.  Ein Ski- und Winterbedarfbasar bedarf anderer Werbemöglichkeiten als ein Fahrradbasar als ein Kindergartenbasar — der Kigaflohmarkt richtet sich vermutlich eher an örtliche Kunden, der Skibasar umfasst evt. ein größeres Gebiet.  Also stelle fest, welche Werbemöglichkeiten für den Basar in Betracht kommen.

Auch bitte an Beschilderungen denken.  Bereits ab den größeren Kreuzungen in der Nähe können sowas wie große, rote Pfeile auf Karton gepinselt sogar einfach neugierige Menschen anlocken.  Dabei ist es nicht zwingend nötig, etwas darauf zu schreiben, aber wenn was drauf soll, bitte nicht zu viel und nicht zu klein schreiben.

2.  Vielfalt. Je größer das Angebot, desto erfolgreicher wird das Unterfangen sowieso.  Hat der Verein, die Kirche, der Kindergarten nicht genügend anzubieten, dann ist es sinnvoll andere Vereine, Kirchen oder Kindergärten einzuladen, mit anzubieten, damit der Aufwand sich überhaupt für Anbieter wie Kunden lohnt.

3.  Timing. Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an.  Ist anzunehmen, dass alle zuerst ihren Lebensmitteleinkauf erledigen müssen, gemütlich zu Hause frühstücken wollen, sonntags zum Gottesdienst gehen wollen oder der örtliche Fahrradverein hat für diesen Tag einen Nachmittagstour geplant, so wäre es kontraproduktiv, zu diesen Zeiten einen erfolgreichen Basar durchführen zu wollen.  Verschafft Euch einen Überblick darüber, was sonst so zum gewünschten Termin alles los ist und plant entsprechend.

4.  Seid vorbereitet. Je nachdem, wer und wie das alles koordiniert wird, gibt es einiges, was der einzelne Verkäufer noch bedenken muss und evt. bereitstellen muss.  Für unsortierte Basare:

  • Tische und oder Decken, um die Waren auszubreiten
  • klare Preisschilder
  • was zum Essen und Trinken dabei
  • Handy
  • Wechselgeld
  • Plastiktüten für diejenigen, die viel einkaufen
  • Freundin oder Begleitung, um die Zeit etwas einfacher verstreichen zu lassen
  • Geheimtipp:  Kuhlbox mit Getränke und Snacks, und einige Kiddies, die diese auch für einen kleinen Gewinn verkaufen können… 🙂

5.  Feilschen. Hand auf’s Herz, es geht darum, dass man mit weniger wieder Heim kommt, oder?  Gib eher nach mit den Preisen.  Weg ist weg und solange man Geld in der Tasche am Ende des Ganzen stecken kann, dann ist der Sinn der Veranstaltung erfüllt.

Allerdings:  Bei besondere Stücke/Waren kann man durchaus einen festen Preis im Kopf haben.  Sollte es beim Feilschen nicht so hinhauen, dann ist nichts gegen ein „Ich kann das nicht unter X€ weggeben, denn…“.  Dagegen kann man nicht argumentieren, muss es akzeptiert werden.

6.  Nimm’s nicht persönlich. Selbst wenn die gute Frau bereits seit 10 Minuten am Stand steht, die Stücke immer wieder wendet und allerlei Fragen stellt, kann es so kommen, dass sie doch nichts kauft.  Nimm’s nicht persönlich.  Allerdings, wenn der Verkaufspreis sich mehr an den idiologischen Wert hängt (da sah das Töchterlein so niedlich darin aus…), kann das Nicht-Verkaufen doch auf die Preise zurück zuführen sein.  Ein Basar sollte eine Win-Win Situation ergeben:  Ich bekomme etwas günstiger als im Laden (dafür gebraucht), der Verkäufer wird seinen Krempel los (und bekommt einen Obulus dafür).

7.  Setze Ziele. Das Verein, die Kirche, der Kindergarten haben alle Ziele, Gründe, wieso sie überhaupt diesen Flohmarkt anbieten.  Auch einzelne Verkäufer sollten ein Ziel haben. Was möchte man mit den Einnahmen anfangen?  Verkaufe ich mein altes Rad, damit ich etwas zum neuen Rad beisteuern kann?  Oder lediglich, damit ich mehr Platz in der Hütte habe?  Euer Ziel wird auch ein stückweit die Preise und die Verhandlungsbasis bestimmen.  Geht es darum, mehr Platz zu gewinnen, sind die Einnahmen zweitrangig:  Nix wie verkaufen, verkaufen, verkaufen und zwar zu jedem Preis.  Anders ist es, wenn ich ein finanzielles Ziel damit erreichen will…

Zur Preisgestaltung

Manche nicht sortierten Basarverkäufer versehen jedes Einzelstück mit einem Preis, andere scheinen eher spontan einen Preis zu nennen, wenn sie gefragt werden.  Ich ziehe es vor, Preise dran zu kleben, weil das mich die Freiheit ermöglicht, mal auf’s Klo zugehen, dann wissen meine Kinder oder meine Begleitung, wieviel alles kostet und es kann freudig weiterverkauft werden, während ich gerade unpässlich bin.

Es ist aber beim festen Preisen irgendwie eine Hemmung da, doch zu feilschen… darum ist es genauso legitim, keine Preise drauf zu bappen… denn auch diese Methode hat ihre Vorteile.

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Da ich aber hoffnunslos ausser Übung bin, habe ich vermutlich einige gute Tipps vergessen.  Dafür freue ich mich, wenn ihr mir eure Erlebnisse, Vorschläge und Tipps in den Kommentare mitteilen… denn ob ich’s will oder nicht, ich habe nicht mehr als 6 Monate Zeit, um wieder alles für das erste Halbjahr mit Baby aufzugabeln…!

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