Taschengeld Ja oder nein?

Welche Strategien verwenden wir, unseren Kindern das Leben mit dem lieben Geld beizubringen?

Wir haben uns entschieden, unseren 5 Kindern kein Taschengeld zu bezahlen. Einerseits sparen wir für jedes Kind Geld an, monatlich und legen das Geld fest in Bundesschatzbriefe oder Ratensparverträge. Damit werden sie eines Tages einiges zur Verfügung haben… bis dahin sollen sie aber einiges gelernt haben. Z.B. daß Fleiss sich bezahlt macht, ein guter Arbeiter einen guten Lohn wert ist, aber auch, wie man einen Haushaltsplan entwickelt und hält, wie man finanzielle Ziele festlegt und erreicht.

Für diesen Zweck können unsere Kinder Arbeiten rund um’s Haus wahrnehmen und werden dafür entlohnt. Im Augenblick bekommen sie 0,50 € pro gut erledigte, selbst initierte Arbeiten (also, wenn sie z.B. selber merken “Wir essen gleich und der Tisch ist nicht gedeckt. Das kann ich machen!” und dies dann auch gewissenhaft und vollständig tun. Oder wenn sie merken, die Toilette ist heute noch nicht gereinigt worden, der Müll noch nicht rausgebracht… und diese Sachen gewissenhaft und vollständig tun.).  Wir erwarten dann aber auch, daß die Arbeit letztendlich doch gewissenhaft, vollständig und altersgemäß gemacht wird.

Neben dieser Möglichkeit, Geld zu verdienen (und diese Möglichkeiten sind üppig vorhanden–allerdings gibt es Pflichten, die zu erledigen sind, ohne eine Entlohnung zu erwarten!), müssen die Kinder Buch halten über ihr Einkommen und ihre Ausgaben.
Alle Einkünfte jedes Kindes müssen in verschiedene Sparten aufgeteilt werden. Augenblicklich sind die Sparsparten folgende:

  • Almosen (beträgt 5% des Einkommens) Geld, das zur freien Weitergabe an Notleidende (darf jedes Kind letztendlich entscheiden, wem dieser Geldsegen zu Gute kommt),
  • Zehntel (10%) um an die Kirche zu spenden,
  • Kleider (5%) um sich bewusst zu werden, wie teuer bzw. günstig man sich “hinreichend” bekleiden kann (wird aber manchmal stark von uns subventioniert–dennoch nur bei echtem Bedarf, extra Wünsche dürfen die Kinder selber finanzieren!),
  • Schulbedarf (10%) Grundsätzlich bekommen die Kinder ihren Schulbedarf von uns zu 100% gedeckt. Dennoch hat sich diese Sparte als vernünftig und hilfreich erwiesen, denn hieraus müssen die Kinder ihre “Schuseligkeit” bezahlen, etwa wenn sie nicht acht auf ihre Stiften und sonstiges geben. Bringen sie ihre abgenutzten Stifte, bekommen sie natürlich wieder neue von uns–umsonst. Wenn sie gelernt haben, auf ihren Sachen zu achten, dann bleibt diese Sparte, um selber etwas zum Klassenausflug und dergleichen beitragen zu können.
  • Taschengeld (10%) steht fast ausnahmslos zur freien Verfügung,
  • Kurzzeitersparnisse (15%) für Geburtstagsgeschenke (gekaufte oder Material für gebastelte) und sonstige Kurzzeitzielen,
  • Langzeitersparnisse (20%) für größere Anschaffungen, Fahrräder, Autos, erste Eigentumswohnung oder gar Haus, Studium… und
  • Mitgift (25%) damit sie es sich leisten können, von uns wegzuziehen (und zu heiraten).

Kinder und Finanzen:  Was klappt, was klappt nicht.

Wir praktizieren dieses System seit 3-4 Jahren und können inzwischen doch Erkenntnisse ziehen.  Wenn das System hängt und nicht recht vorwärts gehen will, dann hängt es an einem von zwei Dingen:
Die Bank of Mama hat zu (oder Mama vergisst wieder, die Gehälter zu überweisen)… oder aber wir erkennen:  je jünger die Kinder, desto schwieriger ist das Ganze.

Wir lösten das Problem mit der Vergesslichkeit von MAMA, in dem ich wöchentlich immer das Geld vorauszahle (das funktioniert gut bei den vorgegebenen Aufgaben) und nur bei schlammpige Arbeit darf ich was zurück verlangen.  Ich bin erstaunt wie wirksam diese Methode ist, beugt sie doch dieser Schlampereien sehr gut vor, denn es gibt eins, was meine Kinder *ungern* tun:  ihr Geld wieder hergeben!  Natürlich bei den Extradienste (die Liebesdienste) muss ich ein ausgewogenes (und nicht vergessliches) Auge auf’s Ganze haben… und das klappt doch besser und besser.

Das „Problem“ mit den jüngeren Kindern und ihrem Verständnis lösen wir lediglich darin, dass wir sie trotzdem in diesem System behalten, damit sie hineinwachsen.  Und siehe da, das mittlere Kind (inzwischen 10 Jahre alt) hat alleine in seinem Sparschwein über 175€… und er hat Pläne, wie er dies zum Teil ausgeben möchte.  Bei ihm sehe ich, dass er systematisch vorgeht, sehr darauf achtet, dass er seine Schulsachen nicht verschlampt, damit er selber keinen größeren Summe wegen Schuseligkeiten ausgeben muss (dafür leistet er lieber einen Beitrag zum Klassenfahrt usw. bei).

Beim ältesten Kind (bald 14) nehmen wir freudig zur Kenntnis, dass sie sich für ihre Auslandsreise im Herbst (5 Wochen Kanada für ein Betriebspraktikum — 9. Klasse) ein Notebook sowie eine Digitalkamera leisten kann und sogar ihren Flug.  Für ihren Lebensunterhalt und Versicherungungen kommen wir doch gerne auf und so kann eine kinderreiche Familie doch solche wunderbaren Extras ihren Kindern ermöglichen!

Beim 2. Kind macht es eine besondere Freude zu sehen, wie sie die mathematische Seite sehr anspricht (sie hasst Mathe eigentlich…).  Sie gibt ihr Geld ganz anders aus, eher nimmt sie ihre Geschwister und „lädt sie ein“ auf ein Eis oder Kinobesuch.  Sie setzt mehr auf das Gemeinschaftliche und wir sind genauso stolz auf sie, obwohl sie nicht so viel angespart hat, wie die anderen zwei, denn sie lernt trotzdem einige gute Lektionen und Finanzfähigkeiten.

Die anderen zwei sind noch recht jung, um genaueres zu sagen.  Aber der Siebenjährige scheint auch von der Großzügigkeit des zweiten Kindes abgeschaut zu haben, einerseits aber auch leicht knauserig wie das mittlere Kind zu sein scheint… bin mal gespannt, wie er sich weiterentwickelt.

Und jetzt bin ich gespannt:  Wie geht ihr mit euren Kindern und Taschengeld und Finanzen um?

Ein Gedanke zu „Taschengeld Ja oder nein?

  1. Ein sehr interessantes Konzept. Werde ich im Hinterkopf behalten. Bevor ich sowas aber bei uns etablieren kann, muss ich selber noch viel über meine eigene Finanzverwaltung lernen. Da habe ich noch diverse Defizite. Derzeit handhaben wir es mit dem Taschengeld so: Als die Tochter 6 war, forderte sie Taschengeld ein. In einer Familiensitzung haben wir dann beschlossen, daß sie 6 Euro/Monat haben kann. Wir besprachen den Auszahlungstonus (damals 1,50 pro Woche). In der ersten Euphorie hat sie das Geld gleich immer ausgegeben und war oft im Spielzeugladen, Preise vergleichen, abschätzen, ob ihr Geld reicht etc. Ein zäher, aber sehr lehrreicher Prozess. Später bemerkte sie, daß sie mit 1,50 pro Woche nicht gut fährt und wollte doch lieber die 6 Euro am Stück Anfang des Monats ausgezahlt haben. So ist es jetzt noch (sie ist jetzt 9). Sie verdient sich hinzu, indem sie Flaschen, die sie auf der Strasse findet zum Pfandautomat bringt. Sehr lukrativ. Eine zeitlang hat sie fast täglich ihr Geld gezählt und gerechnet, wieviel bleibt wenn sie was ausgibt oder wieviel fehlt, bis sie sich eine bestimmte Sache kaufen kann. So hat sie Rechnen gelernt. Eine zeitlang hat sie immer auf etwas gespart und wenn sie das Geld zusammen hatte, sich das Wunschobjekt (sagen wir mal ein Schleich-Pferd) gekauft. Mittlerweile ist sie sehr sparsam und verzichtet lieber auf Dinge (Eis, Zeitschriften etc), um kein Geld auszugeben. Es macht ihr Spaß, den Betrag in der Sparbüchse wachsen zu sehen. Von ihrem Taschengeld bezahlt sie Eis & Süßkram (beides Dinge, die ich nicht unterstütze), Zeitschriften, Spielsachen und andere Objekte, die sie nicht „braucht“.

    Der kleine Sohn (3) beginnt grad erst, sich für Geld zu interessieren. Ihm reicht es schon, wenn er mal einen Cent tragen kann. Zum Geburtstag bekommt er einen kleinen Geldbeutel. Da kann er sein „Geld“ (das kann auch mal ne Unterlegscheibe sein) reintun.

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