Lesen: Zeitvertreib oder Entführung in eine andere Welt?

Man gebe mir ein gutes Buch und ein bequemes Sofa und ich bin einfach glücklich. Ohne viel Aufwand, ohne Terminplanung, ohne Reisebuchungen, einfach so, durch das Öffnen der Buchdeckel entführt es mich in das Buch hinein und ich lebe mit. Die Geschichte reißt mich mit und ich lese so schnell, dass ich manchmal gar nicht mehr die Namen aller Darsteller weiß.
Irgendwann tauche ich dann wieder auf….
Nichts liegt mir also näher als dass ich dieses Erlebnis auch meinen Kindern wünsche.
Doch man kann das Lesen nicht erzwingen, dann funktioniert der Rausch nicht mehr, dann wird es zur phantasielosen Pflicht.

Seine Kinder mit Büchern zu umgeben ist nicht so schwierig; es gibt überall moderne Buchantiquariate, es gibt Büchereien, es gibt Geburtstage und Weihnachtswünsche.

Doch bei manchen Kindern zündet die Flamme und bei anderen nicht.
Das Hauptproblem für die Tochter z.B. ist nicht das Lesen an sich, das macht Spaß, aber man muss dabei still sitzen.
Und gleichzeit geht doch nebenan im Zimmer das Leben weiter und man erfährt gar nicht, wer da gerade am Telefon war und außerdem muss man doch noch etwas dringendes erzählen…:-)

Aber irgendwann kriegen wir sie auch noch!!
Hier auf momblog gibt es auf jeden Fall in dieser Woche die Lesewoche, denn einfacher und unaufwendiger kann man es sich nicht nett machen als mit Lesen oder? (Vielleicht noch in einer heißen Badewanne?)

Wie führt Ihr Eure Kinder ans Lesen heran? Gibt es feste Leserituale?

3 Gedanken zu „Lesen: Zeitvertreib oder Entführung in eine andere Welt?

  1. Mein Sohn hat anfangs auch nicht gerne gelesen. Und das mir! Der größten Leseratte weit und breit. So richtig mag ich an die Erklärung mit dem Vorbild der Eltern nicht glauben. Da gibt es einfach zu viele Gegenbeispiele inkl. mir selbst. Denn ich stamme aus einer Familie, die Lesen als Zeitverschwendung ansah. Ich musste oft ganz schön darum kämpfen, ungestört lesen zu dürfen. Mein Einsinken in eine andere Welt wurde als zeitweise als krankhaft betrachtet, bestenfalls noch als schlechtes Benehmen.

    Wie gesagt, anfangs las mein Sohn nicht gerne und schon gar nicht freiwillig. Dazu kam eine recht hohe Dioptrienanzahl auf beiden Augen, die das Lesen auch nicht leichter machte. Er mochte seine Vorlesebücher, seine Hörcassetten, was sich später auf Hörbücher ausgeweitet hat. Ich fand es wichtiger, dass er Geschichten kennt als dass er sie unbedingt selbst gelesen hat. Irgendwann fing er an, Comics zu lesen. Da die meisten davon ja Fortsetzungsgeschichten beinhalten, hat ihm das die Angst vor längeren Geschichten genommen. Dann bekam er ein ganz besonders spannendes Hörbuch geschenkt. Die Geschichte war so unglaublich spannend, dass er wissen wollte, wie es weitergeht. Teil 2 war allerdings noch nicht als Hörbuch zu bekommen. Sowohl diesen wie auch den 3. Teil hat er sich damals ganz eigenständig aus der Bücherei ausgeliehen und innerhalb weniger Tage durchgelesen. Seither hat er keine Probleme mehr mit dicken Büchern und bestimmte Lieblingsreihen, bei denen er fiebernd auf Fortsetzungen wartet. Er liest sehr ausgewählt, aber die Freude am Lesen hat er eindeutig gefunden.

  2. Meine Tochter hat’s auch nicht so mit dem Lesen. Es ist ihr zu anstrengend, sie ist mit sich selbst schnell unzufrieden. Aber sie lässt sich gern Vorlesen, schaut Bücher gern an, liebt Bücher. Wir gehen zur Bibliothek, schmökern daheim und tauchen gemeinsam in Phantasiewelten. Sie hört Hörspiele und schaut dabei Bücher an. Sie ist sprachlich sehr geschickt, erfindet selbst Geschichten. Momentan liest sie die Anweisungen ihrer Nintendospiele. Da verweige ich mich schlichtweg, ihr die immerzu vorzulesen. So bekommt sie ein bisschen Übung und plötzlich sind kleine Texte auch kein problem mehr. Ich seh das ganz locker und bin der meinung, daß sie das irgendwann schon lernt. Mein Bruder hat früher auch nicht gern gelesen und jetzt tut er es. Und wieso sollen wir denn unsere Begeisterung für etwas jemandem anerziehen wollen? Ich bin froh, daß ihr in der Schule der Raum gegeben wird.

  3. Ich hab mal gelesen, dass man Kinder durch das Vorlesen zum Lesen bringt. Wenn Kinder dran gewöhnt sind, sich die Bilder zu den Geschichten selbst im Kopf zu machen, dann machen sie das auch später. Allerdings hat dieses Prinzip bei mir und meinen Geschwistern nur bei 3 von 4 funktioniert. Meine Schwestern und ich haben immer viel gelesen, mein Bruder überhaupt nicht. (Er hat sich aber eine erstaunliche Allgemeinbildung aus dem Fernsehen geholt.) Erst jetzt, nach einen leseintensiven Studium, liest er mehr. Er sagt, dass ihm Lesen früher immer zu lange gedauert hat, er inzwischen aber so schnell liest, dass er lieber ein Buch liest, als einen Film anzuschauen. Manchmal dauert’s eben einfach ein bisschen.
    Ich denke man kann Kindern das Lesen nur vorleben und sie ermuntern. Zwingen nutzt nichts.

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