Mit Kindern glücklich: die Hommage einer Mutter

Liebes Kind,

ich verbrachte die ersten 18 Jahren meines Lebens in der Hoffnung, die Zeit würde sich ein bisschen beeilen. Oh, ich erinnere mich daran, meinen zehnten Geburtstag herbeizusehnen… Doppelziffern!  Ich wollte erwachsen werden, einen Führerschein erwerben, ausziehen, endlich selber entscheiden, was ich tun möchte und es auch tun.

Dann kam eine Zeit in meinem Leben, da habe ich die Zeit nicht vorantreiben wollen.  Ich bin einfach mit der Zeit gegangen, ich war damit zufrieden.
Erst als ich Mutter geworden bin, fing ich an zu wünschen, die Zeit würde langsamer werden: sehr viel langsamer.  Obschon ich auf manche Ereignisse hinschaue, die noch in meinem Leben kommen sollen, sind sie irgendwie nicht an der Zeit gebunden… so langsam kann es werden.

Es versetzt mich in Staunen, dass vier Jahre seit deiner Geburt schon vergangen sind.  Dennoch zur gleichen Zeit ist es mir, als ob ich dich seit immer und ewig kennen würde.  Ich kann mir das Leben ohne Dich nicht mehr vorstellen, geschweige denn ein Familienleben je ohne dich geführt zu haben.  Wenn ich an die Zeit vor deiner Geburt zurück denke, kommt es mir vor, als wärst du auch da gewesen, irgendwo im Schatten wartend.

Ich erinnere mich an den Tag, wo du geboren wurdest.  Du wurdest auf meinen Bauch gelegt.  Du hast geweint.  Unser Augen trafen sich und augenblicklich hörtest du auf zu weinen.  Wir sahen uns in die Augen.  Wir benötigten keine Worte, wir haben uns einfach erkannt.  Es ist mein Wunsch, dass ich diesen Augenblick nie vergesse, in dem wir uns kennengelernt haben und uns in den Augen schauten:  Eine Zeit, frei von der Last der Schmerzen und Enttäuschungen, die wir einander bestimmt bescheren werden.

Aber warte!  Ich flehe um Zeit.  Zeit, um alle diese momentanen Eindrücke in mein Gedächtnis einzuprägen.  Heute lernst du schifahren, oder sollte ich eher sagen: du saust uns davon, stets ein neues Lied auf deinen Lippen, „Schau Mama, ich kann schifahren!“, gleitest durch Schnee, kleine, so süße Füße dich vorantreibend… ich sollte vielleicht besser eine Schaufel vor deinem Bauch befestigen, so kannst du mir den Weg bahnen…  und morgen?  Morgen hast du was neues entdeckt, was neues gelernt und meine Erinnerungen von heute werden langsam mit neue Ereignissen in eine staubige Vergangenheit verdrängt.  Es ist wunderbar mit dir die Welt zu entdecken, aber lass mir etwas Zeit, denn ich möchte alles behalten–wie du bist, wie du deine Welt eroberst!

Du bist da.

Du bist ein Geschenk.

Du bist Freude.


Kind, dein Tag!  8.12.06

Ich freue mich, dich begleiten zu dürfen für diese sehr kurze Zeit.

Alles liebe zum Geburtstag,

deine Mama