Kinderwagen kaufen: eine Checkliste mit Tips

Wer hilfreiche Tips beim Kauf des Kinderwagens sucht, dem empfehle ich wärmstens die Ratschläge von Herrn Naku. Schlimmer als bei einem Autokauf beschreibt er anschaulich und wirklich umfassend die Auswahlkriterien. Da merkt man die persönliche Erfahrung in jedem Satz!

1.Zeitliche Planung

Der Geburtstermin für unser erstes Kind ist auf Anfang Dezember geplant. Mitte des Jahres haben wir mit den Überlegungen über das notwendige Equipment begonnen, begleitet von dem Gedanken, dass es ja bis Dezember noch lang hin ist und wir noch sehr viel Zeit haben. Anfang August wurden wir von Freunden angesprochen, ob wir denn den Kinderwagen ausgesucht und schon bestellt hätten, schließlich seien es ja nur noch vier Monate bis dieser benötigt würde. Zunächst vermuteten wir, dass es sich bei diesem Hinweis um einen Scherz handelte, jedoch wurde uns in dem sich anschließenden Gespräch ziemlich schnell deutlich, dass es höchste Eisenbahn war. Bis dahin waren wir eigentlich im Glauben, dass man zum Kauf eines Kinderwagens in ein Geschäft geht, eine übersichtliche Auswahl an Modellen gezeigt bekommt, diese ausprobiert und anschließend das gewünschte Modell von der freundlichen Beraterin originalverpackt aus dem Lager gleich zum Mitnehmen überreicht bekommt. Weit, ja ganz weit gefehlt! Wir hatten sehr viel Glück, dass wir Ende August nicht zu spät dran waren!


2.Marktübersicht

Wer glaubt, dass beispielsweise der Kauf eines Autos aufgrund der Vielfalt an Marken und Ausstattungsmerkmalen nicht ganz einfach sei, dem kann ich nur sagen, dass der Autokauf verglichen mit dem Kinderwagenkauf um im Bild zu bleiben ein „Kindergeburtstag“ ist. Allein die Anzahl der unterschiedlichen Hersteller ist schon bedeutend hoch. Kombiniert man diese Zahl noch mit den möglichen Funktionen und Merkmalen verliert man schnell die Übersicht. Nach einer ersten Marktsichtung im Fachhandel und im Internet, haben wir die beiden Marktführer
Hartan
und Teutonia in die engere Auswahl gezogen.


3.Auswahlkriterien und Konfiguration

Nachdem nun die Auswahl des KinderwagenModells genau feststand, wurden wir erneut im Fachhandel vorstellig, mit dem Ziel, diesen Kinderwagen nun einfach so zu kaufen und mitnehmen zu können. Dort wurden wir sehr gut beraten, u. a. dahingehend, dass der von uns noch zu konfigurierende Kinderwagen schon nach ca. zehn bis zwölf Wochen abholbereit sei. Wir sollten aber auf jeden Fall vor dem Kauf die vorhandenen Kinderwagen in der Ausstellung ausgiebig testen. Schließlich haben wir uns aufgrund vieler Probefahrten (also fast so wie beim Autokauf 🙂 und dem sich daraus ergebenden unterschiedlichen Fahrverhalten, Gewichts- und Klapptests doch für ein anderes als das ursprünglich geplante Modell entschieden. Doch damit nicht genug. Nachdem Klappmechanismus (leicht oder schwer), Schieber (feststehend oder schwenkbar, höhenverstellbar), Anzahl und Art der Räder (liegt zwischen drei und acht, feststehend/schwenkbar oder variabel, unterschiedliche Radgrößen), Federung (fest oder variabel), Verstellmöglichkeiten der Rücken- und Fußstütze und und und … feststanden, ging es nun weiter zur Auswahl bzgl. Hardtop, Softtasche oder Kombitasche. Natürlich gab es für jede Auswahl entsprechende Designmöglichkeiten. Zur Unterstützung der Entscheidungsfindung des Designs bekamen wir zwei ca. 8 cm dicke Musterbücher in die Hand gedrückt, so dass wir die Stoffe nicht nur sehen, sondern auch anfassen konnten. Ich denke, dass der Hinweis, dass diese Designs eine fortlaufende dreistellige Artikelnummer besitzen, genügt, um der buchstäblichen Qual der Wahl hier Ausdruck zu verleihen.

Dank der fachkundigen und umfassenden Beratung zum Kinderwagenkauf bei Bottosso hatten wir es nach ca. drei Stunden geschafft, „unseren“ Kinderwagen (Hartan R1) auszuwählen. Der Kinderwagen stand nach zehn Wochen Wartezeit rechtzeitig zur Verfügung. Nun lässt nur noch der Inhalt auf sich warten 😉 Bottosso bietet ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für alles rund ums Baby an, so dass sich trotz einer ca. 90 km langen Anfahrt der zweimalige Besuch dort locker gelohnt hat.


4.Checkliste

Aufgrund unserer Erfahrungen bei der Planung und beim Kauf möchte ich die folgende, sicherlich nicht vollständige Checkliste für einen Kinderwagen hier einstellen.


1. Vorbereitung

1.1Frühzeitig mit der Planung beginnen
1.2Viel Zeit für die Auswahl und Ausprobieren vorsehen
1.3Mit dem kleinsten im Haushalt vorhandenen Auto zum Fachgeschäft fahren, um das Beladen ausprobieren zu können.


2. Parameter

2.1 Gestell
2.1.1 Wie viel wiegt der Kinderwagen insgesamt?
2.1.2 Wie schnell und wie einfach lässt er sich zusammenklappen/aufklappen?
2.1.3 Wie gut fährt er sich (geradeaus und in scharfen Kurven)?
2.1.4 Macht es richtig Spaß, den Kinderwagen zu bewegen, zusammen- bzw. aufzuklappen oder hakt es oder ist es umständlich, diesen zu bedienen? Eine durchdachte Technik, versehen mit der richtigen Ergonomie ist sicherlich den einen oder anderen Euro mehr wert. Schließlich wird er für eine geraume Zeit mehrmals täglich benutzt.

2.2 Schieber

2.2.1 Feststehend: Zum Richtungswechsel sollte die Sitzeinheit schnell und leicht wechselbar sein
2.2.2 Schwenkbar: Sehr praktisch, jedoch benötigt man zum Zusammenklappen neben den beiden Händen am Gestell noch zusätzlich einen Fuß, um die Arretierung des Schiebers neben der hinteren Achse zu lösen. Dabei beschmutzt man sich leicht das Hosenbein am hinteren Rad.
2.2.3 Höhenverstellbar: So ist eine optimale Anpassung an die eigene Körpergröße möglich.

2.3 Anzahl und Größe der Räder

2.3.1 Hier hilft nur Ausprobieren, um das richtige Laufgefühl zu bekommen.
2.3.2 Die Vorderräder sollten zwischen schwenkbar und feststehend veränderbar sein, um zum einen in der Stadt oder in Geschäften schnell und bequem lenken zu können und zum anderen auf gerader Strecke die nötige Laufruhe zu erhalten.
2.3.3 Wenn man sich für Zwillingsräder entscheidet, sollte man bedenken, dass Schmutz oder Blätter in den Zwischenräumen nicht so leicht zu beseitigen sind.

2.4 Verdeck

Das Verdeck sollte geräuschlos verstellbar sein, um das Baby bei der Betätigung nicht aufzuwecken.

2.5 Rücken- und Fußstütze

Bei der Rücken- und Fußstütze empfiehlt sich ein möglichst großer Einstellbereich, um die optimale Position ausprobieren zu können.

2.6 Extras

2.6.1 Eine zusätzliche Bremse am Schieber macht Sinn, wenn man viele steile Strecken als Spazierwege hat.
2.6.2 Falls das Baby zur kalten Jahreszeit geboren wird, empfiehlt sich ein Fußsack.

7 Gedanken zu „Kinderwagen kaufen: eine Checkliste mit Tips

  1. @Anna: wir haben auch eine Trage und als unser Kleiner noch klein war, fand ich das auch besser und praktischer als einen Kinderwagen. Aber das geht ja nicht für immer. Unser Kleiner ist anderthalb und fände es nicht so toll, wenn er immer in der Trage wäre. Außerdem könnte ich nicht Kind (13 kg!) und Einkäufe nach Hause tragen. Und ließe man ihn selbst laufen, käme man nie irgendwo an. Ich kann mir schwer vorstellen, dass es auch ohne Kinderwagen geht.

  2. Man kommt auch ohne Kinderwagen gut aus – mit ein oder zwei guten Tragen. Kinderwägen haben auch Nachteile (sie sind groß, sperrig, man braucht Gurte, um die Kinder darin zu befestigen (!), man kann sie nicht in die Waschmaschine schmeißen, wenn man das Kind herausnehmen möchte hat man Kinderwagen und Kind (= Streß), das Kind sieht nur den Himmel / Sonnendach, man hat die Hände nicht frei für die anderen größeren Kinder… Mit einer Trage kann ich sogar stillen während ich mich bewege und andere Dinge erledige! Besonders mit größeren Geschwistern ist letzteres sehr praktisch.)

  3. Das stimmt… den Teutonia hatten wir aus diesem Grund neu gekauft. Wir haben ihn nach 1 Jahr für fast 90% vom Neuwert wieder bei Ebay verkauft. Beim Mountain Buggy bekommt man aber für fast 50% vom Neukaufswert schon tolle Sachen bei Ebay… natürlich muss man immer vergleichen!

  4. @Denise
    Bei der Entscheidung, ob man sich einen neuen oder gebrauchten Kinderwagen zulegt, sollte man auch an den Wiederverkaufswert denken. Wir hatten bei ebay auf ein vergleichbares gebrauchtes Modell mit ähnlicher Ausstattung geboten, diesen Vorgang jedoch aufgegeben, da sich die Höhe der Gebote ziemlich schnell in Richtung Neuverkaufswert näherten.

    1. Wir haben unseren Kinderwagen als Sonderangebot kurz vor knapp bei BabyWalz bestellt. Es gab nur ein Sonderangebot, da viel die Auswahl leicht 🙂 Ging auch!

  5. Ich hatte zuerst den Teutonia Mistral S neu gekauft. Völlige Geldverschwendung. Er ist sau schwer, zu groß für’s Auto und die Funktionen mit dem Schwenkschieber hab ich nie gebracht. Die kleinen Räder sind Mist. Ich würde nur noch einen Wagen mit großen Rädern nehmen. Wenn möglich natürlich drehbaren Vorderrad bzw. -rädern. Hatte dann den ersten verkauft und gebraucht den Teutonia Spirit geholt. War eigentlich zufrieden, aber auch der ist schwer und von der Sitzposition eher bescheiden für kleine Kinder. Heute würde ich mir ohne weitere Überlegungen vermutlich den Urban Jungle Mountan Buggy holen! Er ist leicht und hat alle wichtigen Funktionen. Das drehen des Aufsatzes find ich mittlerweile völlig irrelevant. Kinder wollen eh lieber vorne rausschauen, sobald sie aufrecht sitzen. Er fährt sich überall genial – vor allem im Winter!!!, sieht toll aus und ist gebraucht recht günstig zu bekommen (neu viel zu teuer für uns). Noch geschickter ist aus meiner Sicht sogar der neue Mountain Buggy Swift, das ist der exakt gleiche Wagen nur kleiner und für mich der optimale Kinderwagen! Leider noch kaum gebraucht zu bekommen bisher. Weil welches Kind sitzt schon bis 3 Jahre im „großen“ Kombiwagen?!? Meistens kauft man sich doch dann nach spät. 2 Jahren einen Buggy, weil der Sportwagen zu schwer und groß ist auf Dauer…

  6. Es ist auch manchmal ganz praktisch, wenn es die Möglichkeit gibt, den Babysafe direkt auf den Kinderwagen setzen zu können. Bei wenig Platz im Auto muss man dann nur das Kinderwagenunterteil mitnehmen. (Und bevor hier jetzt alle anfangen zu schreien: ich weiß, dass es nicht gut ist, wenn das Kind solange im Babysafe liegt. Soll ja auch nicht der Dauerzustand sein, aber trotzdem ist es manchmal praktisch.)

    Wir haben einen Hauck i’coo und sind damit sehr zufrieden. Wir haben damit, als autolose Dauerfußgänger, schon unzählige Kilometer zurückgelegt. Man glaubt auch gar nicht, was man in den kleinen Korb alles reinkriegt. Es fehlt nur noch ein Becherhalter 😉

    Man sollte auch darauf achten, wo der Schwerpunkt des Kinderwagens liegt. Die Kombikinderwagen sind meistens gut ausbalanciert. Bei Buggys liegt der Schwerpunkt aber oft eher tief und eher vorne. Wenn dann das Kind drin sitzt, reduziert das die Lenkbarkeit enorm. Also am besten mit Kind ausprobieren vorm Kauf.

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